Erziehung in Mundart. Ein Streitthema
Die Diskussion darüber, ob Erziehung in Mundart denn nun das Nonplusultra der Erziehung ist und dem Nachwuchs sogar sprachliche Vorteile beschert, oder ob der Dialekt aus dem Kindermund sogar zur Hürde in der Schule wird, scheidet die Geister. Die Entscheidung über die sprachliche Erziehung sollten grundsätzlich die Eltern fällen. Welche Überlegungen Erziehungsberechtigte im Vorfeld anstellen können, verrät dieser Beitrag.
Erziehung in Mundart hat einen positiven Einfluss auf die Sprachbegabung
Plattdeutsch, Sächsisch, Schwäbisch, Bayerisch oder Pfälzisch haben alle eins gemeinsam: Es sind die Dialekte, die von „Fremden“, die nicht aus derselben Region stammen, mehr oder weniger gut verstanden werden. Nur eins ändert sich langsam bei diesem Streitthema: der Blick auf die Erziehung in Mundart.
In der Geschichte war das Sprechen in Dialekt buchstäblich verpönt. In den 60er Jahren hielt sich die Forderung nach hochdeutsch sprechenden Kindern vor allem im Bereich großer Städte. Wer Dialekt sprach, zeigte damit einen niedrigeren, sozialen Status an. So lautete die weit verbreitete Annahme. Heute zeigt sich: Können Kinder hochdeutsch und einen Dialekt sprechen, haben eben diese Kinder später sogar einen Vorteil.
Der Grund: Mundart wird in der Hirnforschung mit einer Fremdsprache gleichgesetzt. Das bedeutet, dass Erziehung in Mundart im Grunde genommen eine Form der mehrsprachigen Erziehung ist. Die Mehrsprachigkeit als Erziehungsstil wirkt sich wiederum positiv auf die kognitive Entwicklung von Kindern aus. Demnach könnte sich die Erziehung in Mundart positiv auf das Sprachlernvermögen der Kinder in der Schule auswirken.
Bis zum vierten Lebensjahr tun sich Kinder leichter mit neuen Sprachsystemen
Entwicklungsberater wissen: Gerade Kleinkinder mit ein, zwei, drei oder vier Jahren tun sich besonders leicht darin, sich in fremden Sprachsystemen zurechtzufinden. Das unterschiedliche Sprachgefüge, der Wortschatz, die Grammatik und sogar die Aussprache in der Muttersprache, einer möglichen Zweitsprache (im Rahmen einer bilingualen Erziehung) sowie im Dialekt sind für die jüngsten Sprachjongleure ein verbaler Klacks.
Die Sorge darüber, dass Kinder, die in Mundart erzogen werden, nicht unterscheiden können, wie Worte auf Hochdeutsch geschrieben werden, sei schlichtweg unbegründet, erklären Wissenschaftler, die sich dem Thema angenommen haben. Gerade die Erziehung in Mundart soll dabei helfen, zu begreifen, dass viele Worte aus dem Hochdeutschen ganz anders ausgesprochen als geschrieben werden. Auch empirisch ist dieser Ansatz haltbar, denn eine Studie der Oldenburger Universität ergab, dass Kinder, die in Mundart erzogen wurden, knapp ein Drittel weniger Rechtschreibfehler machten als ihre hochdeutsch erzogenen Alterskameraden.
Ein Praxistipp für die Eltern: Erziehung in Mundart ist gut und legitim. Jedoch muss auch klar sein, wie und vor allem wann auf Hochdeutsch kommuniziert wird. Gemeinsam zu lesen und zu singen, kann eben diese Sprachfähigkeit nachhaltig fördern. Zudem geben Lerncoaches Entwarnung: Eltern sollten sich nicht zu sehr verkrampfen, sonst wirkt das Natürlichste der Welt – die Kommunikation mittels Sprache – gestelzt und unwirklich.
Eine Studie zeigt: Schulbücher fokussieren sich auf Hochdeutsch
Spätestens in der Schule werden Kinder ohnehin deutlich stärker auf die hochdeutsche Sprache trainiert – und das liegt an den Schulbüchern. Zu diesem Ergebnis ist ein Dozent der Universität Augsburg (Bundesland Bayern) gekommen, der sich die Schulbücher einmal genauer angesehen hat (vgl. sueddeutsche.de).
Der Dozent hat festgestellt, dass in Schulbüchern vor allem sprachliche Homogenität im Fokus steht. Sprachliche Heterogenität, die beispielsweise durch Erziehung in Mundart ermöglicht würde, wird hingegen fast schon unter den Teppich gekehrt. Laut den Ausführungen des Dozenten kommt es sogar noch viel schlimmer: Dialekte werden mitunter als „Kommunikationshindernis“ dargestellt, was nicht nur die Erziehung in Mundart jeder Basis beraubt, sondern auch noch Tür und Tor für Diskriminierungsansätze öffnet.
Die Beobachtung des Dozenten, der in Bayern lehrt und im Grunde genommen ganz viele unterschiedliche Dialekte hören könnte, ist nur das Ergebnis seiner wissenschaftlichen Arbeit, in der er sogar darauf verweist, dass das Hochdeutsche in der Geschichte als soziales Symbol des gehobenen Bürgertums bewertet wurde. Neben den Bayern und Schwaben, die der Dozent vielleicht ab und an der Universität Augsburg hören kann, tun dem Germanisten nicht nur die Dialektsprecher leid, sondern auch jene, die ihres Jugendslangs beraubt werden, um ja nicht ausgegrenzt zu werden.
Übrigens: Rechtens ist das Verpönen des Dialekts keineswegs. Sogar das Kulturministerium betont, dass gerade bei Schülern das Bewusstsein dafür geschärft werden sollte, dass der Dialekt eine Bereicherung der Sprache ist. Doch eben diese Forderung scheint sich noch nicht durchgesetzt zu haben in die Riege jener, die Erziehung in Mundart verpönen.
Erziehung heißt: wach und variabel Überlegungen zu kombinieren
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